Ankunft im Land
Themen:
Rollenspiel
Unsere Möglichkeiten
Die Umrundungszahlen
Das Kriegsgeschrei
Psalm 37,7 Sei stille dem HERRN und warte auf ihn.
Psalm 46,11 Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin!
Gar nicht so einfach, da wir Menschen ja recht umtriebig sind. Außerdem: Schweigen bedeutet ja nicht, daß wir dann auch nicht mehr denken. Gerade dann, wenn wir zur Ruhe kommen wollen /sollen, sind die Gedanken noch unterwegs, mit den diversen Gefühlen und Empfindungen an ihrer Seite.
Still werden. Das soll wohl das Volk mit dieser Strategie einüben. Und wir letztendlich auch. Deshalb schlüpfe ich einmal in jede Rolle. Und wie manche es schon gewöhnt sind, lasse ich meine Gedanken laufen. Um es den Israeliten gleichzutun. Und zu ergründen, wie wir heute in die Stille finden können.
Unsere Welt heute ist laut und lärmig. Kaum einer ist mehr zur echten Stille fähig. Überall ist laute Musik zu hören – in Kaufhäusern, Supermärkten, aus den Autos, Wohnungen. Selbst über die Kopfhörer der MP3-Player werden wir beschallt.
In der Rolle des Kämpfers
Hm. Gar nicht so einfach, zu schweigen, und kein Kriegsgeschrei zu veranstalten. Als Kämpfer bin ich anderes gewöhnt. Eine sehr seltsame Kampfführung. Aber der Vater im Himmel weiß wohl am besten, was er da tut.
Am besten, ich ziehe erst einmal die „geistige Kampfrüstung“ wieder. Sie ist wieder geputzt und poliert.
Immerhin. Wir ziehen vor der Lade her, wir , die Kämpfer.
Am nächsten frühen Morgen, alles steht bereit, in der richtigen Folge
So, ich bin bereit, ich bin gerüstet. Mit den anderen Kämpfern des Heeres stehe ich vor der Lade.
Die Posaunen werden geblasen
Oh Mann, sind die Schofar-Hörner aber laut. Hoffentlich bekomme ich keinen Tinnitus bzw. werde ich nicht taub davon. Hoffentlich geht’s bald los. Nur hier stehen den ganzen Tag, das möchte ich auch nicht.
Ein paar Minuten später
Ah, jetzt geht’s los. Ach, das ist gut. Josua selbst geht mit Hirtenstab und Schwert voran. ….
Ganz schön groß die Stadt, und die Mauern – verdammt hoch. Ohne Leitern kommt da kein Mensch hoch.
…. Die Umrundung dauert ganz schön lang, fast den ganzen Tag. Das hätte ich nicht erwartet. Und das 6 Tage lang. Und am 7. Tag das ganze 7 Mal? Was hat sich denn der Vater im Himmel dabei gedacht?
Am 2. Tag
Na, jetzt geht’s schon ein wenig schneller. Jeder kennt seinen Platz, und auch den Weg, der um die Stadt herumführt.
6 Tage später, d. h. am 7. Tag
Endlich, der letzte Tag, aber der hat es in sich. Statt einmal müssen wir jetzt 7 Mal denselben Weg machen. Richtig ätzend.
7. Tag – 7. Runde
Na endlich, endlich dürfen wir losschreien. Aber ob das bei diesen dicken Mauern hilft? Na ja, der Vater im Himmel weiß ja wohl am besten, was zu tun ist.
In der Rolle des Priesters, der ins Schofar bläst
Tag 1
Ich finde es schön, zu den Auserwählten zu gehören, die den ganzen Tag lang in das Schofar blasen.
Am Ende des Tages, der Umrundung
Puh, ganz schön anstrengend. Ich muß mich erst einmal ausruhen. Morgen und Übermorgen geht’s mit dem Blasen weiter. Und das bis zum 7. Tag.
Am 7. Tag / 7. Runde
Endlich, ich bin schon am Ende mit meinen Kräften. Meine Lippen sind schon etwas angeschwollen. Schließlich bin ich es nicht gewohnt, den ganzen Tag in das Schofar zu blasen und dabei auch noch eine Stadt zu umrunden.
In der Rolle des Priesters, der zu den Lade-Trägern gehört
Er erzählt am Ende des Tages, am Ende der 7. Runde, am Abend nach der Rückkehr ins Lager
Also, das war ja ganz schön anstrengend. 6 Tage lang die Lade tragen und am 7. Tag das ganze 7 Mal ohne diese abzusetzen. Ich bin heilfroh, daß wir jetzt Jericho eingenommen haben, und das Gold, das Silber und das Kupfer ins Haus des Vaters im Himmel gebracht haben. Die nächsten Tage dürfen wir uns ausruhen.
In der Rolle als Teil des allgemeinen Volkes
Mann, was ist das denn für eine Kampfstrategie? Schweigend hinter dem Heer, der Lade und den Priestern herziehen. Und das ganze einmal pro Tag, und am 7. Tag sieben Mal. So hat es Josua zumindest angesagt.
Nun ja, besser wir hören auf den Vater im Himmel. Er weiß am allerbesten, wie wir handeln sollen. Schließlich muß er es am besten wissen.
Am Ende des 7. Tages
Na ja, gar nicht mal so schlecht. Und Papa im Himmel hat tatsächlich ein Wunder vollbracht. Die dicken Mauern sind gefallen. Selbst so manches Haus in dieser Stadt hat es erwischt. Da liegt alles in Trümmern.
Diese Kampfstrategie. Schweigend die Mauern umrunden. Gar nicht so einfach. Nichts zu reden und sich nicht mit dem anderen unterhalten, das geht ja gerade noch. Aber sonst. In meinem Kopf fangen die Gedanken gerade an zu laufen. Ängste, Panik und andere „negative“ Gefühle kommen mit hoch. Die laufen mit mir auch im Kreis.
War es das, was der Vater im Himmel bezwecken will, daß die Gedanken und die Gefühle immer weniger und ich somit immer ruhiger, stiller werde? Die eigene innere Stille aushalten, das halte ich kaum aus. Und insgesamt war ich ja die ganze Zeit über sehr angespannt.
Klar, die aufkommenden Gedanken und Gefühle halten mich in Spannung. Und die innere Anspannung soll diese ja in Zaum halten. Schließlich gilt es ja zu schweigen.
Was lernen wir nun aus diesen Rollenspielen? Tatsache ist, es geht nicht darum, ob ich Kämpfer, Priester oder nur ein einfacher Angehöriger des Volkes bin. Alle haben so ihre Schwierigkeiten mit dem Still-werden. Es geht den Israeliten wie uns. Da gibt es keinerlei Unterschiede.
Was ist nun das Ziel bei dieser Strategie? Am Anfang ist es schon schwierig, stille zu werden. Der Wunsch, das Gegenteil zu tun, ist immens groß. Stille sein und Warten, da wird die Unruhe in uns noch größer, sobald wir es nur versuchen, das zu praktizieren.
Was können wir feststellen bei der Jericho-Strategie? Im Gehen und währenddessen kommen wir augenscheinlich allmählich zur Ruhe, zur inneren Stille. Durch die Wiederholung entwickelt sich eine gewisse Routine. So wie wir im Alltag die Abläufe wiederholen, damit diese uns in Fleisch und Blut übergehen. Diese Abläufe verankern sich im Unterbewußten.
Wenn dem tatsächlich so ist, wie können wir das in unseren Alltag integrieren? Denn zuweilen haben wir nicht so viel Zeit wie das Volk Israel bei der Eroberung von Jericho.
Diese Jericho-Strategie, wie ich es nennen möchte, läßt sich jeden Morgen nach dem Aufstehen bewerkstelligen. Statt die Zeitung zu lesen, das Radio laufen zu lassen, üben wir uns im Schweigen während wir im Bad sind, anschließend unser Frühstück zubereiten und es einnehmen. Und dann auf dem ganzen Weg zur Arbeit.
Zugegeben, wer Familie hat, in einer WG wohnt, für den ist das schwierig. Ihr müßt dann einen Weg für euch finden. Zumindest könnt ihr ja vereinbaren, daß ihr im Bad und beim Frühstücken da das Schweigen und Stille sein einübt, zusammen mit den Kindern. Auf diese Weise üben sich die Kinder ein, in der Stille dem Vater im Himmel zu begegnen. Und insgesamt werden dann alle im Alltag konzentrierter und aufmerksamer.
Konzentriert – da steckt das Wort „Zentriert“ drin. Wir finden wieder zu unserem Zentrum, zu unserer inneren Quelle, das unsere Seele ist. Die Mauern von Jericho, die unseren bestehen hier wohl aus dem ganzen Lärm. Und Lärm und Stille vertragen sich nicht. Auf diese Weise verwirren wir den Lärm, zumindest den Geist des Lärms. Körperlich betrachtet befindet sich das Zentrum in unserem Bauch, und zwar da, wo das Solarplexus ist, im Bereich der Gebärmutter.
Dort ist unser innerer Raum der Stille, während unser Kopf sich mit dem Lärm von Gedanken herumschlagen muß.
Dieses Stillesein, Stillwerden, Schweigen hat vor allem einen immensen psychologischen Hintergrund. Am 7. Tag sind nach den letzten 6 Runden die Mauern wohl so dünn geworden, weil wir dem Lärmgeist keine Nahrung mehr durch unseren Lärm gegeben haben. Auf diese Weise ist dieser nun so abgemagert, daß er regelrecht durch Kriegsgeschreie unsererseits umgepustet wird.
Das Ergebnis: Wir haben wieder Zugang zu unserer inneren Mitte, zu unserer Seele, und zum Heiligen Geist, den wir ebenso durch unsere Gelärme mit eingeschlossen haben. Wir haben es geschafft, den Kopfbereich zu verlassen und zum Bauch zurückzukehren, dort wo unser Bauchnabel ist. Zwar sind wir körperlich nicht mehr durch die Nabelschnur mit unserer Mutter verbunden. Dennoch können wir uns innerlich mit unserer Seele verbinden. Durch die innere Nabelschnur bekommen wir nun unsere geistige Nahrung, schöpfen die Kraft, die wir im Alltag brauchen.
Schauen wir uns doch die Zahlen nochmals genauer an im Blick auf die 7-Tage-Woche:
· 6 Tage – Arbeitstage – je Einmal
· 7. Tag – Schabbat / Sonntag – 6 mal schweigend, letzte Runde mit Kriegslärm
Zumindest, bevor wir uns sozusagen in den Alltag stürzen, ist es gut, mit dem Schweigen zu beginnen. Wir sammeln uns innerlich. Die Blickrichtung kann gerne Richtung Osten gehen, hin zum Sonnenaufgang. Und den neuen Tag begrüßen.
Psalm 50,1 Gott, der HERR, der Mächtige, redet und ruft der Welt zu vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang.
Psalm 113,3 Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des HERRN!
Nach diesen beiden Bibelstellen dürfen und sollen wir den Vater im Himmel von Osten her erwarten. ER ist gewissermaßen ja auch unsere innere Sonne.
Am 7. Tag haben wir dafür mehr Zeit uns zu innerlich zu sammeln und nehmen den arbeitsfreien Tag, um das Schweigen weiter einzuüben.
Das ist, was wir jeden Morgen einüben können. Im Laufe der Zeit entwickelt sich eine gewisse Routine. Und es fällt uns immer leichter, die Stille in uns auszuhalten, bis sie uns zur Gewohnheit wird.
Gewohnheit, d. h. wir wohnen in der Stille, denn der Vater im Himmel ist ein Vater der Stille. Ebenso sein Geist. Bis wir aber dort angekommen sind, dauert es wirklich seine gewisse Zeit, bis wir in allen Bereichen unseres Lebens Durchbrüche erleben dürfen, bis die Mauern endgültig gefallen sind und unsere Füße auf einem weitem Raum stehen und logischerweise in der Stille wohnen.
Die genannten Umrundungszahlen sind daher auch symbolisch zu betrachten. Denn bis wir wirklich ein ganzheitliches Leben führen, braucht es mehr Runden. Doch mitnehmen können wir diese Zahlen für uns heute als tägliche Einübung in das Stille werden, in das Schweigen vor dem Vater im Himmel.
Er weiß ja, daß wir in einer Welt leben, die keine Stille mehr kennt. Und wer sehr beschäftigt ist, kommt auf andere Weise wohl nur schwerlich zur innere Ruhe. Doch haben wir ja alle die Möglichkeit, gleich morgens nach dem Aufstehen dieses Schweigen langsam einzuüben.
Ich gebe jedoch hierbei kein Zeitlimit vor. Ihr unterbrecht das Schweigen, wenn ihr es nicht mehr aushaltet. Fangt mit wenigen Minuten an, und dehnt die Zeit langsam aus. Schließlich muß das ja eintrainiert werden.
Was geschieht, wenn wir anfangen zu schweigen, stille zu sein? Wir geben Raum dem Heiligen Geist, dem Vater im Himmel. Und wir selbst werden, je geübter wir sind, ruhiger, gelassener, entspannter. Bildlich gesehen könnten wir uns direkt in einer Hängematte liegen sehen.
Bleibt nun noch das Kriegsgeschrei in der 7. Jericho-Umrundung übrig. Warum sollen wir auf einmal schreien? Sehr seltsam. Erst schweigen, dann schreien. Die Weisungen des Vaters im Himmel sind einfach nicht zu verstehen. Aber einen gewissen Sinn hat das wohl auch.
Entnommen aus Wikipedia:
Das Kriegsgeschrei, auch Feldgeschrei, Schlachtruf oder Panier genannt, ist in der Heraldik ein Prachtstück im Wappen.
Panier stammt von mittellateinisch baneria ‚Ort, wo die Fahne aufgestellt wird‘, ‚Feldzeichen‘, aus dem sich auch das deutsche Banner (auch ebenfalls Panier) entwickelt.
Später bildet sich zu französisch banir ‚ankündigen, ausrufen‘ auch ein Ausdruck für eine Devise. Dieses Panier, auch als Kriegsgeschrei oder Feldgeschrei bezeichnet, wurde dann auch als Spruchband auf dem Wappenschild angebracht. Von der Devise(als Wahlspruch oder Parole) im eigentlichen Sinne unterscheidet sich das Panier dadurch, dass es tatsächlich auf einen Schlachtruf zurückgeht. Das Panier wird auch im Unterschied zur Devise im Allgemeinen oberhalb des Wappens angegeben.
Das Kriegsgeschrei als Bestandteil des Wappens war vor allem auf den britischen Inseln und in Frankreich (Cri de guerre) verbreitet
von in den Kampf ziehenden Kriegern angestimmtes Geschrei zur gegenseitigen Anfeuerung und zur Einschüchterung des Gegners (Internet-Definition)
Diese Erklärung von wikipedia ist sehr interessant, und jetzt wird die Anweisung, ein Kriegsgeschrei zu machen, auch verständlich. Unser Zeichen, unser Panier ist unser Vater im Himmel. Nicht um den üblichen Lärm, den wir beim Kämpfen machen, geht es, sondern der Vater im Himmel macht sich selbst zum Schlachtruf.
Schließlich hat er ja selbst gesagt, vielmehr steht in
2 Mo 14,14 Der HERR wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein
Hier ist ebenso von „stille sein“ die Rede. Um dieses Ziel für immer zu erreichen, müssen wir erst einige Runden drehen, um die Stille einzuüben und ihm so den ihm zustehenden Raum zu geben in unserem Leben. Erst dann kann der Vater im Himmel seine Verheißungen erfüllen und im Falle der Eroberung des Landes uns von Sieg zu Sieg führen.
Was wiederum bedeutet: würden wir ohne ihn in den Krieg ziehen, erleiden wir eher öfter Niederlagen als echte Siege.
Daß unser Vater im Himmel unser Feldzeichen ist, davon hören das erste Mal bei Mose, als das Volk Israel gegen Amalek gekämpft hat
2 Mo 17,15 Und Mose baute einen Altar und nannte ihn: Der HERR mein Feldzeichen.
· Das Problem „Stille-Sein“ betrifft jeden
· Schweigen, Stille-Sein täglich nach dem Aufstehen einüben, bis wir in der Stille wohnen
· Die in der Bibel genannten Zahlen sind symbolisch zu betrachten, da wir logischerweise viel länger brauchen,
bis wir wieder einen ganzheitlichen Zugang zu unserer inneren Mitte haben
· Lärm entsteht im Kopf / Stille wohnt im Bauch
· Durch unser Stille-sein bekommt der Vater im Himmel die Möglichkeit, sich für uns einzusetzen und die Siege
in unserem Leben herbeizuführen
Copyright: Silke Maisack
Du hast in dir den Himmel und die Erde
Hildegard von Bingen