Am Jordan

Sukkot – ein Leben in windschiefen Hütten



Wo sind wir denn gelandet? Nichts als Bruchbuden hier. Kein Vergleich zur Stadt Raemeses, wo die Häuser und Wohnungen aus Stein gebaut sind. Beim geringsten Lüftchen haut es diese Behausung ja schon um.


Nun gut. Jetzt sind wir nun mal hier, und müssen wohl oder übel das beste daraus machen. Wie war das nochmals? In Raemeses waren wir bestens versorgt. Wir mußten nur die Lebensmittel, und alles, was wir sonst noch so brauchten, an den Marktständen und bei den verschiedenen Händlern besorgen. Da waren die Wege noch kurz. Und hier?

Da wir uns jetzt mehr im ländlichen Bereich niedergelassen haben, müssen wir jetzt selbst anbauen. Kärglich ist das Land um die Hütten ohnehin. Hoffentlich ist wenigstens die Erde etwas fruchtbar, so daß sie Frucht bringt.

Frucht bringt zu ihrer Zeit? Klar, bloß von Landwirtschaft haben wir bislang keine Ahnung.  Und Geduld brauchen wir auch noch, bis alles, was wir so gesät haben, auch aufgeht. Und hoffen, daß kein Hagel oder sonstiges Unwetter unsere Ernte versaut.

Und Steine liegen auch verstreut auf dem Feld herum. Die müssen wir erst einmal beseitigen, bevor wir die Samen in die Erde bringen. Doch woher bekommen wir denn alles? Das Saatgut, die Geräte zum Ausbringen und Ernte der Saat sowie zu deren Weiterverarbeitung beim Getreide z.B.

Doch gehen wir Schritt für Schritt vor, was die einzelnen Arbeitsabschnitte in der Landwirtschaft auf unser Leben übertragen bedeuten.


Die Steine auf dem Feld

Die Steine, die auf dem Feld herumliegen, müssen wir wegräumen, runter vom Acker, sonst könnten sie unsere Arbeitsgeräte, die wir aus Raemeses mitgebracht haben, beschädigen.

Steine, die uns das Leben schwer machen. Genauso gut könnten wir diese auch als Last bezeichnen, die wir in unserem Rucksack mitschleppen. Manchmal hat es aber auch seinen Sinn, daß uns Steine in den Weg gelegt werden, damit wir uns mit dem Thema dieses oder jenen Steines auseinandersetzen:

Hierzu einige Zitate:

1                    Auch aus Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, kannst du etwas Schönes bauen.

2                    Verwende die Steine, die dir das Leben in den Weg legt, um dein Fundament zu stärken

Autor zu 1: Goethe / Autor zu 2: Dieter Uecker

Also erst einmal gar nicht so schlimm. Dann nehmen wir sie, um unser Fundament zu stärken.  Und zumindest je nach Anzahl eine kleine Mauer hochzuziehen, um unser Feld vor dem Wind zu schützen, damit dieser unsere Aussaat nicht wegweht.

Aus dem Redensarten-Index:

jemandem Steine / Stolpersteine in den Weg legen  = jemanden behindern / Schwierigkeiten machen 

Was macht mir Schwierigkeiten? Womit habe ich so meine Probleme? Bei mir sind es die Emotionen wie Ärger / Wut / Zorn / Frust / Aggressionen.

O.K. Hier übernehme ich Verantwortung für meinen Teil, daß ich mir oft selbst Steine in den Weg lege, in diesem Fall auf mein Ackerfeld. Ich entscheide mich: Ich nehme jeden einzelnen größeren und kleineren Stein bzw. Felsbrocken und baue aus diesen etwas positives daraus. 

Ähm. Ich hebe gerade einen dieser Steine hoch und darunter kriecht eine Schlange hervor. Hilfe, was ist das denn? Auch das noch. Was hat das in unserem Leben zu bedeuten? Was hat die Schlange mit mir / mit uns zu tun? 

So eine Schlange kann gefährlich sein, wenn wir nicht wissen, wie wir mit ihr umgehen sollen. Und genauso verhält es sich mit dem Umgang von Emotionen oder den Erlebnissen, die wir wiederholt erfahren, und zwar solange, bis wir uns diesen gestellt und unsere Lektionen gelernt haben. Erst dann lassen sich diese Steine beiseite legen, als Mauer gebaut oder als Fundament für unseren Lebensweg

Ich entscheide mich, mich auf Augenhöhe mit diese Schlange zu begeben und setze mich: Ich sehe ihr in die Augen. Sie sieht mich an. Ich werde ruhiger, auch wenn ich noch innerlich vor Furcht zittere, bebe. 

Nein, die Wut, Aggressionen sind nichts schlimmes oder bösartiges. Auch die sich wiederholenden Lektionen nicht. Schau sie an. Dahinter ist Freiheit, Weite, wenn du in die Ferne schaust. Deine Wut und Angst vergehen, wenn du dich auf  Augenhöhe mit mir begibst, teilt mir die Schlange mit. Jedes Mal, wenn du einen Stein aufhebst und eine von uns darunter siehst, nimm dir die Zeit, begib dich auf meine Augenhöhe. Erst dann darfst du, kannst du den Stein vollständig wegräumen. Lerne von mir. Wir Schlangen haben durchaus etwas positives. Wir sind sogar zum Symbol der Heilung geworden – siehe den Äskulapstab und die erhöhte Schlange auf dem Weg durch die Wüste

Ich nehme dieses Angebot an. Und es wird innerlich besser mit mir. Ich fange an, mit diesen Emotionen besser klar zu kommen. Stein für Stein bzw. Schlange für Schlange, und das so lange, bis das Feld, das ich beackere, davon frei ist. Dann kann das Feld zunächst mal umgepflügt und die Saat ausgebracht werden

Unser Saatgut

Die Saat, das Saatgut ist das Wort Gottes. Hierzu die Gleichnisse zu diesem Thema

Teil 1 Lukas 8,5-8

Es ging ein Sämann aus, zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen's auf.

Und einiges fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte.

Und einiges fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten's.

Und einiges fiel auf gutes Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Als er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre!

Teil 2 Lukas 8, 12-15

Das Gleichnis aber bedeutet dies: Der Same ist das Wort Gottes.

Die aber auf dem Weg, das sind die, die es hören; danach kommt der Teufel und nimmt das Wort aus ihrem Herzen, damit sie nicht glauben und selig werden.

Die aber auf dem Fels sind die: wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an. Doch sie haben keine Wurzel; eine Zeitlang glauben sie, und zu der Zeit der Anfechtung fallen sie ab.

Was aber unter die Dornen fiel, sind die, die es hören und gehen hin und ersticken unter den Sorgen, dem Reichtum und den Freuden des Lebens und bringen keine Frucht.

Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten  in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.

Unser Sämann ist unser Vater im Himmel. Jetzt braucht es einfach Geduld, von der es bei uns zuweilen mangelt. Und unser Feld ist unser Herz. Darum geht’s ja eigentlich durchweg in der Bibel, von Anfang an.

Was sagte Jesus nochmals, wie das geht mit der Saat? Er brachte das in Zusammenhang mit dem, wie es mit dem Himmelreich ist.

Und er sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft

und schläft und aufsteht, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst - er weiß nicht, wie.

Denn von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre.

Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.

(Matth 4,26-29)

Wir müssen also nichts tun, bis in unserem Herzen die Saat aufgeht. Doch halt. Es kann durchaus passieren, daß da jemand etwas sät, was da nicht hingehört.

Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte.

Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon.

Als nun die Saat wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut.

Da traten die Knechte zu dem Hausvater und sprachen: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut?

Er sprach zu ihnen: Das hat ein Feind getan. Da sprachen die Knechte: Willst du denn, daß wir hingehen und es ausjäten?

Er sprach: Nein! damit ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft, wenn ihr das Unkraut ausjätet.

Laßt beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, damit man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheune

(Matth 13,24-30)

Auch das noch. Warten, bis das Unkraut gewachsen ist bis zur Ernte. Das nervt.  Was aber nun ist unser Unkraut im Leben, das dem aufgehenden Weizen = dem Brot des Vaters im Himmel am Anfang so ähnelt?

Wikipedia unter Anmerkungen:

Für Unkraut steht im Griechischen ζιζάνια (zizania), der Plural von ζιζάνιον (zizanion). Dabei handelt es sich um ein Süßgras, nämlich den Taumel-Lolch (Lolium temulentum). Dieser sieht anfangs wie Weizen aus, ist jedoch giftig.

Die Vulgata enthält zizania als Lehnwort. La zizanie wurde von dort im Französischen zum Wort für „Zwietracht“, „Zank und Streit“.

Na super,  wir kommen vom Regen in die Traufe. Ein Feind sät Zwietracht, Zank und Streit. Und zugegeben. In meinem Herzen ist tatsächlich noch einiges davon. Nur: Ich kann dieses erst verbrennen, wenn die Saat des Vaters im Himmel reif geworden ist. Seufz.

Zank, Zwietracht, Streit sind wirklich Gift für unsere Seelen. Woher kommt das?

Spr  15,18           Ein zorniger Mann richtet Zank an; ein Geduldiger aber stillt den Streit.

Spr 16,28            Ein falscher Mensch richtet Zank an, und ein Verleumder macht Freunde uneins

Spr  22,10           Treibe den Spötter hinaus, so geht der Zank weg, und Hader und Schmähung hören auf

Spr 28,25            Ein Habgieriger erweckt Zank; wer sich aber auf den HERRN verläßt, wird gelabt

Habgier wird von der Welt vorgelebt, wir sind dem Spott in unserem Umfeld ausgesetzt. Und mein Herz lebt in dieser Welt. Wieviel von dem ist noch da? Womit hadere ich noch? Mit meinem Schicksal? Mit all dem, wie es mir in Raemeses ergangen ist und ich gern Teilhabe gehabt hätte. Sind die reichen Herren in Raemeses überhaupt glücklicher mit ihrem Leben in Luxus?

Zugegeben, das Leben in der untersten Schicht ist auch kein Zuckerschlecken. Beide Schichten haben ihr Päckchen zu tragen. Die, die ganz oben sind, immer keep smiling um jeden Preis, immer im Mittelpunkt stehen, den Reichtum zur Schau stellen ist auch harte Arbeit bzw. ihren vielen Hobbies frönen. Und wir, die untere Schicht, müssen sehen, wie wir Monat für Monat über die Runden kommen. 

Besser wäre es, wenn wir uns in der Mitte treffen könnten.  Es gäbe dann keinen mehr, der in der obersten Schicht lebt und niemanden, der die unterste Schicht bewohnt. Und keiner würde irgendeinen Mangel leiden. Doch zumeist sind die oberen doch recht uneinsichtig und bleiben lieber unter ihresgleichen. Und wir bleiben unter uns, zwangsläufig.

Was lernen wir nun von dieser Station?

Wir übernehmen Verantwortung für unser Leben, für unser Herz, und setzen uns mit den Steinen, mit den Steinen der Wut, des Zornes, des Ärger usw. auseinander, die auf unseren Ackerfeldern, den Herzen herumliegen. Meistens haben wir diese selbst dorthin gelegt. Steine, die von anderen dorthin gelegt wurden, werden ebenso entfernt, denn sie haben dort absolut gar nichts mehr verloren.

Nur die selbst platzierten Steine verwenden wir als Fundament, als Begrenzungsmauer als Schutz gegen den Wind, damit dieser das ausgesäte Wort des Vaters nicht verweht. Die Steine, die andere Menschen mit Absicht auf unseren Acker gelegt haben, am besten zu ihnen zurückbringen, damit sie lernen, sich selbst um ihre Herzen zu kümmern und anderweitig beschäftigt sind, anstatt uns das Leben schwer zu machen.

Zank, Hader und Streit, von mir selbst gesät, kann nur durch Versöhnung und Vergebung mit mir selbst überwunden werden.

Zank, Hader und Streit, der von anderen verursacht wird:  Den Kontakt zu diesen Menschen, die es darauf anlegen, unverzüglich abbrechen, beenden. Sonst gibt es nie den inneren Frieden. Unsere Wut, unseren Zorn kreativ nutzen. Ärger, Frust, usw. ebenso.

Dann, endlich dann dürfen wir ernten. Und was ernten wir? Zuversicht, Hoffnung, Liebe. Seine Zusagen in meinem persönlichen Leben. Unsere Berufung. Doch das Leben geht weiter. Wir müssen aufbrechen, weil wir nicht dazu bestimmt sind, länger als nur für eine bestimmte Lektion für unser Leben an einem Ort zu verweilen.

Schade, denn ich hatte mich gerade mit diesem etwas bescheidenerem Leben und der zu lernenden Eigenverantwortung arrangiert


Zusammenfassung 

Der kreative Umgang mit unseren Gefühlssteinen

Ärger = arg

etwas liegt im argen, etwas ist im Mißstand, etwas ist nicht in Ordnung

Wenn etwas nicht in Ordnung ist, nicht mehr stimmig, dann muß ich daran so lange etwas verändern, bis es für mich wieder stimmig ist


Wut = wüten

Ich wüte, tobe wie besessen, im negativen Sinne zerstörerisch. 

Ich nutze die Kraft / die Energie der Wut, um nach anderen Lösungen zu suchen, nachdem ich erkannt habe, was mich zur Wut geführt hat


Zorn = zürnen

auf jemanden besonders wütend sein, weil dieser eine bestimmte Erwartung nicht erfüllt

Ich schraube meine Erwartungen erheblich runter, egal, ob ich dieser jemand bin oder mein Nächster, an den meine Erwartungen gerichtet sind


Die Schlange unter den Steinen 

Ihr Anblick bringt mir wieder Ruhe und inneren Frieden, ja Heilung > siehe die erhöhte Schlange am Stab 

Da sprach der HERR zu Mose: Mache dir eine  eherne Schlange und richte sie an einer Stange hoch auf. Wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben. (4 Mose 21,8)

Ø  Was mich vor allem beißt sind die Gefühle wie Wut, Ärger, Zorn

Das Ackerfeld 

Unser Herz

Das Unkraut

Zank , Zwietracht, Streit

Ø  Versöhnung und Vergebung mit mir selbst

Ø  Kontaktabbruch mit allen, die nicht zur Versöhnung bereit sind und nur Zank etc. verbreiten

Das Saatgut

Das Wort des Vaters im Himmel, 

Unsere Ernte

Die Verheißungen des Vaters, z.B. uns ins Gelobte Land und in das Land der Ruhe zu bringen, gehen in Erfüllung. Wir kommen dort auch tatsächlich an, dazu gehört auch unsere Entscheidung, sein Wort ernst zu nehmen und ihm mit ganzem Herzen zu folgen

Der Sämann

Der Vater selbst



Und zum Schluß noch ein von mir formuliertes

Gebet:

Vater im Himmel,

nicht wir sind es,

die das Haus oder die Hütte bauen,

sondern du bist es

Vater im Himmel,

nicht wir sind es,

die die Saat aussäen,

sondern du bist es

Vater im Himmel,

nicht wir sind es,

die für das Wachstum sorgen

und für die Reife

der ausgestreuten Saat sorgen, 

sondern du bist es.

Vater im Himmel,

nicht wir sind es,

die das Unkraut alleine ausjäten können,

sondern du bist es,

der durch die Versöhnung am Kreuz 

das Unkraut der Zwietracht, Haß, Hader eliminiert.

Vater im Himmel,

wir können nur eines tun:

Dir unser Herz hinhalten,

denn das ist das Ackerfeld, 

das nur du beackern kannst

Wir öffnen dir unser Herz,

damit dein Wort,

das du als Sämann ausstreust

hineinfallen kann

und gute und reichhaltige Frucht bringt


Copyright:  Silke Maisack