Besuch im Garten Eden
1 Mose 3
Thema:
2.Akt: in einem Waldstück des Garten Edens
1.Szene: Der Vater besucht seine Kinder
2.Szene: Der Vater fällt sein Urteil
3.Szene: Der Vater kleidet Adam und Eva ein
Der Vater im Himmel besucht seine Kinder
Der Vater im Himmel erscheint auf der Bühne und ruft nach Adam, weil er ihn nirgendwo sieht , was wohl sehr ungewöhnlich ist. Denn Adam und Eva kommen ihrem Vater entgegen, sobald sie ihn hören.
1 Mos 3,8
Und sie hörten Gott den HERRN, wie er im Garten ging, als der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seinem Weibe vor dem Angesicht Gottes des HERRN unter den Bäumen im Garten.
1 Mos 3,9
Und Gott der HERR rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du?
Wir verstecken uns ja doch ebenso, nicht wahr? Wenn Kinder etwas angestellt haben, was nicht in Ordnung ist / war, verstecken sie sich. Heutzutage sind wir Meister des Verdrängens geworden. Das kann im Extremfall zu körperlichen Krankheiten führen.
O.k., wir kommen wie Adam und Eva langsam aus der Deckung, geben das Versteckspiel auf.
1 Mos 3,10
Und er sprach: Ich hörte dich im Garten und fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich
11 Und er sprach: Wer hat dir gesagt, daß du nackt bist? Hast du nicht gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot, du solltest nicht davon essen?
Adam schiebt die Verantwortung auf seine Frau.
(12) Da sprach Adam: Das Weib, das du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum, und ich aß.
1 Mos 3,13
Da sprach Gott der HERR zum Weibe: Warum hast du das getan?
Das Weib sprach: Die Schlange betrog mich, so daß ich aß.
Eva gibt unverzüglich die Verantwortung weiter.
Beide, Adam wie Eva, sind sich keiner Schuld bewußt.
Sehr interessant ist die Reihenfolge, in der unser Vater im Himmel unsere Protagonisten befragt. Er beginnt bei Adam, dann wendet er sich Eva zu und zum Schluß der Schlange. Auch wenn ihm bekannt ist, was geschehen ist. Beim Fällen des Urteils beginnt er jedoch bei der Schlange, bei der Haupttäterin (2.Akt – 2. Szene).
Der Vater im Himmel ist ein Vater der Kommunikation. Er möchte, daß wir selbst darüber reden. Das erleben wir auch bei anderen Bibelstellen (z.B. Kain und Abel).
Fragenblock 4 > Auf der Bühne 2. Akt – 1. Szene
· Gibt es in deinem Leben Bereiche, die du liebend gerne vor dem Vater im Himmel verstecken willst, weil du
dich ihrer schämst?
· Gehörst du zu den Menschen, die die Verantwortung für ihre Handlung gerne auf andere schieben (Schuldverschiebung)
· Oder stehst du eher zu deiner Verantwortung, zu deinen Handlungen und Entscheidungen?
Der Vater fällt sein Urteil
Der Vater im Himmel fragt die Schlange nicht danach, warum sie das getan hat. Stattdessen kommt für die Schlange unverzüglich das Urteil:
1 Mos 3,14
Da sprach Gott der HERR zu der Schlange: Weil du das getan hast, seist du verflucht, verstoßen aus allem Vieh und allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Erde fressen dein Leben lang, …
Doch auch die beiden werden nicht verschont. Konsequenzen müssen alle 3 tragen.
Was erwartet die drei? Das Urteil wird in der Reihenfolge gesprochen, wie es zu diesem Fall gekommen ist.
Schlange | Eva | Adam |
Haupttäter | Täter 1 | Täter 2 |
verflucht | Mühsal in der Schwangerschaft | Acker ist verflucht |
verstoßen | Mühsal und Schmerzen beim Gebären der Kinder | Acker trägt Disteln und Dornen |
auf dem Bauch kriechen | Verlangen nach dem Mann | Arbeit und Ernährung werden mühselig |
Erde fressen | Untergebene des Mannes | |
Feindschaft mit der Frau | Es gibt jetzt den physischen Tod | |
Feindschaft zwischen dem Nackommen der Schlange und zwischen dem Nachkommen der Frau | Der Mensch verfällt zu Staub | |
Nachkomme der Schlange wird dem Nachkommen der Frau in die Ferse stechen | Ihr Nachkomme wird der Schlange den Kopf zertreten |
1. | Die Schlange verführt Eva | ist also Haupttäterin |
2. | Eva ißt davon und überredet ihren Mann | ist durch ihre Entscheidung zur Täterin geworden |
3. | Adam hört auf seine Frau und ißt von der Frucht | wird durch seine Entscheidung zum Täter |
Ich wiederhole:
Täter deshalb, weil sich beide entschieden haben, von der Frucht zu naschen. Sie sind keineswegs als reine Opfer zu sehen. Sie fühlten sich als Opfer, als Betrogene, obwohl sie durch ihr Handeln dazu beigetragen haben.
Alle 3 müssen nun mit den Konsequenzen leben.
Auszug aus bibelkommentare.de (Hat die Schlange im Paradiese Beine gehabt?)
Der verstorbene Atheist, Professor Ernst Haeckel, wies auf Grund seiner Forschungen nach, dass etliche Schlangen, z.B. die Riesenschlangen Boa und Tython, noch einige unnütze Knochenstückchen im Leibe haben, welche die Reste verlorengegangener Hinterbeine sind. (Reclams Universal Bibliothek, "Natur und Mensch", von E. Haeckel, Seite 39). Die Paradiesschlange hat Beine gehabt. Durch den Fluch: "auf dem Bauch sollst du kriechen", verlor sie die Beine. Die anatomische Veränderung ist, wie wir gesehen haben, heute noch nachweisbar. Was also Gottes Wort nicht sagte, ist durch das Objekt selbst nachgewiesen und zwar durch die "unnützen" Knochenstückchen bei den Riesenschlangen
Was bedeutet „auf dem Bauche kriechen“?
Wenn wir bedenken, daß die Schlange zuvor Beine hatte, und dann nicht mehr. Wie geht’s uns denn damit, ohne Beine und ohne Arme zu leben?
Wir wären handlungsunfähig. So auch die Schlange. Ihr wurde jede weitere Bewegungsmöglichkeit eingeschränkt. Ein – ge – schränkt. Sie wurde auf diese Weise in die Schranken verwiesen. Der Vater im Himmel setzt Grenzen. Auch wir hätten dadurch einen begrenzten Aktionsradius.
Neben der Einschränkung, ohne Beine durch die Welt zu kommen, wird die Schlange zudem auch noch ausgegrenzt von allen Tieren. Sie wird sozusagen zum Freiwild.
· Geht’s dir damit genauso? – Auf der einen Seite wirst du eingeschränkt in deinen Gaben und Fähigkeiten, und zur selben Zeit wirst du aus der Gesellschaft ausgegrenzt? Keiner möchte etwas mit dir zu tun haben?
>> eingegrenzt und ausgegrenzt sein – kein angenehmes Gefühl <<
Was ist mit „verflucht“ gemeint?
Lexikon zur Bibel S. 344
Fluch, fluchen > Der Fluch Gottes ist eine Entziehung des Segens. So verfluchte Gott die Schlange, die Eva verführt hatte (1 Mos 3,14), und Kain, der seinen Bruder ermorderte (1 Mos 4,11)
Eva hat es nun auch nicht leicht. Alles wird anstrengender. Aus eigener Kraft muß sie ihre Schwangerschaften bewältigen und sie braucht ihre ganze Kraft, um die Kinder auf die Welt zu bringen. Bislang war ja alles quasi mühelos. Sie lebte aus der Kraft des Vaters im Himmel.
Adam muß sich genauso abplagen. Mühsam wird es, sich zu versorgen. Im Garten war es ein leichtes. Da wuchs und wächst alles von alleine.
Im Prinzip ist es auch so, wie wenn die Kinder jetzt flügge werden und das Elternhaus verlassen. Bisher waren wir als Kinder ganz gut versorgt. Doch in dem Augenblick, sobald wir auf eigenen Füßen stehen, und alt genug sind, ist es doch recht mühsam. Wie anstrengend es sein kann, war uns bis dahin wohl wirklich nicht bewußt.
Sexuelles Verlangen nach dem Mann:
Was ist „sexuell“? > in Bezug auf alle Gefühle, Handlungen und Bedürfnisse, die mit dem Geschlechtsverkehr zusammenhängen (Internet-Definition)
Etwas ganz neues. Doch so neu ist das nun auch wieder nicht. Eva reift zur Frau heran. Aus dem Mädchen wird eine junge Frau. Sexuelles Verlangen beginnt in der Pubertät, ab der ersten Menstruation, wenn auch erst einmal unbewußt. Sie kommt in ein Stadium, in dem sie sich ablöst von Mutter und Vater und sich dem Mann zuwendet. Sie hofft durch ihn zu bekommen, was sie bislang als Kind von ihrem Vater bekommen hat. Viele Frauen suchen unbewußt meistens genau in dem Mann die Eigenschaften, die ihre Väter tragen. Junge Männer suchen umgekehrt in den Frauen ihre Mutter wiederzufinden.
Zusätzlich wird Eva um eine Position herabgestuft. Sie steht nicht mehr auf der gleichen Ebene wie Adam. Sie wird erniedrigt, weil sie sich durch das Naschen der Frucht selbst erhöht hat.
Mt 23,12
Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht.
Hi 22,29
Denn er erniedrigt die Hochmütigen; aber wer seine Augen niederschlägt, dem hilft er.
1 Petr 5,5
haltet fest an der Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.
Wie erwähnt, muß Adam sich ebenso abplagen. Er muß sich ebenso anstrengen. Der Acker, das ist sein Herz ist übersät von Disteln und Dornen. Da wird jedes Wort vom Vater im Himmel erstickt. Er wird nun geplagt mit Sorgen, die kein Ende nehmen, solange er lebt.
Und die Feindschaft zwischen Schlange und Mensch?
Feindschaft lt. Lexikon zur Bibel S.334
Die Feindschaft auf der Erde hat ihren Ursprung im Sündenfall (1 Mos 3,15) und gehört zu den Werken des Fleisches (Gal 5,20). Wenn die Bibel von Feind und Feindschaft redet, meint sie in erster Linie Feindschaft gegen Gott (Mt. 13,25.39; Apg 13,10; Röm 8,7; Phil 3,18; Jak 4,4), der auf menschlicher Ebene der Hass gegen das Gottesvolk (Est 3,8; Hes 35,5) und die Gläubigen entspricht (Mt 10,22.36; Joh 15,18-20; 16,2).
Alles wird auf Kopf gestellt, sozusagen
Aus Leichtigkeit wird Mühsal und Anstrengung
Aus Segen wird Fluch
Aus Leben, um zu arbeiten wird Arbeiten um zu leben bzw. überleben
Fragenblock 5 > Auf der Bühne 2. Akt – 2. Szene
· Ist dein Leben mit Mühsal und Anstrengung verbunden?
· Wenn ja, könnte das evtl. daran liegen, daß du nicht in Verbindung mit dem Vater im Himmel lebst?
· Könnte es auch daran liegen, daß du immer gerne aus deiner eigenen Kraftquelle schöpfst, und wenn diese total leer ist, du ebenso völlig erschöpft bist?
· Könnte es auch daran liegen, daß du selbst bestimmen willst, dich selbst erhöht hast und dich für etwas besseres hältst?
Der Vater kleidet Adam und Eva
ein
Doch damit nicht genug. Es gibt das erste Tieropfer: Die beiden wurden in Felle gekleidet, in Tierhäute.
1 Mos 3,21
Und Gott der HERR machte Adam und seinem Weibe Röcke von Fellen und zog sie ihnen an.
Das erinnert uns doch an Steinzeitmenschen, nicht wahr? Warum gerade ein Fell, und keine Kleider aus Stoff?
Wir schauen uns das hebräische Wort an:
PONS S. 236 | Haut, Leder | Or | עוֹר |
Der Gesenius S. 574
1. Fell v. Tieren Gen 3,21 / Leder Lev 11,32
2. Haut des menschlichen Körpers
Der Vater gibt uns eine Haut. Über unser Herz wird eine Hautschicht gezogen. Es geht weniger um ein Tierfell, um ein erstes Tieropfer. Es geht nach wie vor um das Innere des Menschen.
ein dickes Fell / eine dicke Haut haben / bekommen = unempfindlich sein / werden so die Erläuterung im Redensarten-index
Der Vater im Himmel gibt uns etwas mit auf den Weg, um draußen in der Welt bestehen und aushalten zu können. Schließlich ist es dort nicht so gemütlich und paradiesisch wie im Garten Eden.
Der Vater im Himmel ist auch hier unser Versorger.
Trotz unseres Verhaltens, trotz unseres Verstoßes gegen seine Ordnung steht er zu uns.
Fortsetzung
Copyright: Silke Maisack
Du hast in dir den Himmel und die Erde
Hildegard von Bingen