JESUS - Sein Leben und Wirken

Das Richten



Mt 7,1 Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.
2 Denn nach welchem Recht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden.

Wir versetzen uns gedanklich in die Zeit in der Jesu das gesagt hat, und mischen uns unter die Menschen, die diese Aussage gehört haben. Auf vielen steht ein Fragezeichen auf der Stirn.

Was meint ER denn damit? Wir sind doch keine Richter, jedenfalls nicht beruflich. Zumindest die meisten von uns, die hier zuhören. Oder etwa doch?

Was meint Er mit „richten“? Wir, die wir heute leben, haben die Möglichkeit, beispielsweise das „Lexikon zur Bibel“ heranzuziehen, um mehr über das Thema zu erfahren. Natürlich könnten wir Jesus auch direkt fragen. 

Lexikon zur Bibel S. 970:

Richten bedeutet in der Bibel sowohl Richtung geben (vgl.  1 Sam 7,3; 2 Thess 3,5), zum Recht verhelfen, das Urteil fällen, Gericht halten.

I)                Gott selbst wird sein Volk (5 Mo 32,36) wie alle Völker der Erde (Ps 9,9; 110,6; Mi 4,3), richten, und zwar nicht nach der vordergründigen Erscheinung, sondern auch nach dem Verborgenen des Herzens (Jes 11,3; Apg 17,31; Röm 2,16) ohne Ansehen der Person (1 Petr 1,17).

Weil Gott unbestechlich ist und absolut Recht schafft, trösten sich die Angefochtenen damit und werden die Schuldigen gewarnt (Hiob 13,9; 35,24)

II)             Aber auch nur Gott allein kommt in Wahrheit das Richten zu. 

Das NT warnt immer wieder vor dem Richten und dem verdammenden Urteilen der Menschen untereinander:

 „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet; denn nach welchem Recht (Maßstab) ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden“ (Mt 7,1f; Lk 6,37)

Paulus stellt die Richtenden zur Rede, wer sie denn seien, daß sie einen anderen (Röm 2,1; 14,13), einen fremden Knecht (V.4) bzw. ihren Bruder (V.10) richten 

Und Jakobus macht klar, daß der seinen Bruder hinter dem Rücken verurteilt, das Gesetz richtet (Jak 4,11f), weil er nämlich nicht aus helfender Liebe zu ihm handelt

Unterschieden davon ist aber das Richten über geistliche Dinge (1 Kor 2,13f; Apg 15) und Weissagungen (1 Kor 14,29), also das vom Glauben bestimmte sachliche Beurteilen von Dingen des Glaubens und der Lebensordnung der Gemeinde sogar verpflichtend; dazu ist die Gemeinde sogar verpflichtend.

In Mt 18,15-18 schreibt der Herr eine bestimmte Ordnung vor, die schließlich, wenn sich der Sünder nicht beugen will, zu seinem Ausschluß aus der Gemeinde (1 Kor 5,13), ja zu seiner Übergabe an den Satan (V.5; 1 Tim 1,20; Mt 5,22) führen kann.

Ziel ist jedoch die Vergebung (Kol 3,13) und die Wiederherstellung des vollen brüderlichen Verhältnisses. Deshalb sollen auch Klagen, d.h. Beschwerden oder Streitigkeiten der Gläubigen untereinander, in der Gemeinde und nicht vor weltlichen Gerichten geordnet werden (1 Kor 6,1-8). 

In diesen Zusammenhang gehört auch die Selbstbeurteilung des Einzelnen, die Mahnung Jesu: „Warum aber urteilt ihr nicht auch von euch aus darüber, was recht ist?“ (Lk 12,57) und der Aufruf des Paulus „Wenn wir uns selber richteten“ – und entsprechend handelten bzw. Vergebung suchten – „so würden wir (von Gott) nicht (mehr) gerichtet“ (1 Kor 11,31).

Dabei steht das abschließende Urteil jedoch immer beim Herrn (1 Kor 4,4); der Christ kann sich auch beim unverletzten Gewissen nicht freisprechen (V. 3)


Das Richten. Wir haben jetzt viele Informationen aus dem Lexikon zur Bibel. Allerdings, wie bekommen wir dieses Thema in unseren Alltag integriert? Vor allem, gerade, wenn es um das Richten und Verdammende urteilen untereinander geht.

Was ist überhaupt verdammen?

hart kritisieren, vollständig verurteilen, verwerfen [Internet/Google]

Woher kommt das Wort Verdammen?

Das Grundwort ist entlehnt aus lat. damnāre 'büßen (lassen), schuldig sprechen, verdammen, verurteilen', zu lat. damnum 'Einbuße, Verlust, Schaden, Nachteil'; Präfigierung erfolgte wohl in Anlehnung an synonymes ahd.  [dwds.de]

Warum wollen wir jemanden anderen büßen lassen?

Da müssen wir doch wahrlich tief in uns selbst hineinblicken. Wir geben einem anderen die Schuld für etwas, wofür der andere überhaupt nichts kann.

Wir waren / sind auf unseren eigenen nicht erfüllten Erwartungen aufgesessen. Und diese Erwartungen und Anspruchshaltung übertragen wir nur allzu gerne auf unser Umfeld. 

Werden diese nicht in unserem Sinne erfüllt, regt sich in uns sehr schnell der Zorn und sehr schnell kommen harte Worte der Kritik von uns über die Person, an die wir unsere Erwartung gestellt haben.

Da haben wir schon unser Grundproblem: Nicht in unserem Sinne, nicht nach unseren Vorstellungen, und nicht nach unseren Gedanken. Es fängt schon bei den Gedanken an, in unserem Denken, also im Kopf.

Aber wie kommen wir aus diesem Dilemma heraus? Schließlich genügt ein Funke, und schnell sind wir wieder beim Zornig werden. Vor allem wollen wir ja selbst nicht von anderen hart kritisiert werden.

Zu all dem kommen mir diese Sätze in den Sinn. Woher sie wirklich stammen, das ist wirklich unbekannt. Mal wird die Quelle der Talmud genannt, dann heißt es „unbekannte Quelle“. Wer auch immer diese Aussagen formuliert hat. Sie sprechen die Wahrheit.

·         Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.

·         Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen

·         Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten

·         Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter

·         Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal

Ergänzen will ich hierzu: ACHTE AUF DEIN HERZ, denn aus diesem kommt Dein Handeln. Bereits Jesus hat uns darauf hingewiesen, was so alles daraus hervorkommt durch unseren Mund.

Mt 12,34 Ihr Schlangenbrut, wie könnt ihr Gutes reden, die ihr böse seid? Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.
35 Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser Mensch bringt Böses hervor aus seinem bösen Schatz.
36 Ich sage euch aber, dass die Menschen Rechenschaft geben müssen am Tage des Gerichts von jedem nichtsnutzigen Wort, das sie geredet haben.
37 Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden.

Jesus wird uns jetzt aber nicht verdammen, wenn in uns noch zuweilen böses hervorkommt. Schließlich stehen wir in einem Veränderungsprozeß, und die schlimmen Gedanken haben sich durch ihren langen Aufenthalt ein Hausrecht in unserem Herzen erarbeitet. 

Deshalb ist es wichtig, immer wieder in unser Herz zu schauen, unsere Gedanken anzusehen, unsere Gewohnheiten. Und dann an die Wurzeln zu gehen, mit der Hilfe des Heiligen Geistes, und diese vorsichtig herausziehen, damit nichts zurückbleibt.

Dann pflanzen wir das Neue an dieser Stelle. Am besten mit einem Wort aus der Bibel, das uns helfen soll, ein neues Verhalten zu entwickeln, die dem Vater im Himmel gefällt.

Bitte habt hierbei Geduld, denn das NEUE braucht einfach seine Zeit, bis es aufgewachsen ist. – Das Wort Gottes, die Bibelstelle ist wie ein Samen, das im Verborgenen keimt, dann den Erdboden nach oben durchbricht und heranwächst. Und wir brauchen auch deshalb Zeit, um das neue Verhalten einzuüben.

Ein Baum braucht ja auch seine Zeit, bis er wirklich ein Baum geworden ist. So ist es auch wirklich mit einem neuen Verhalten vor allem gegenüber meinen Mitmenschen. Egal ob es sich um meine Geschwister im Glauben handelt, ob es in der eigenen Familie ist, am Arbeitsplatz oder beim Einkaufen im Supermarkt an der Kasse.

Eph 4,32 Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.

Kol 4,6 Eure Rede sei allezeit freundlich und mit Salz gewürzt, dass ihr wisst, wie ihr einem jeden antworten sollt.

 


Vor allem sollte das uns ja anspornen, selbst freundlich zu sein, weil ja auch der Vater im Himmel und Jesus freundlich sind zu uns:

Ps 34,9 Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn trauet!

 

Und Freundlichkeit ist zudem eine Frucht des Geistes (Gal 5,22).

Hilfestellung, daß wir nicht richten sollen, gibt es genug:

·       Entrüste dich nicht – siehe Psalm 37 – das ist wohl leichter gesagt als getan. Dazu brauchen wir auch Geduld, denn unser Vater im Himmel ist derjenige, der richten wird die Gottlosen

·    Selbst um Vergebung bitten, das ist wichtig, schließlich kann es zuweilen doch immer wieder mal passieren, daß wir den anderen verdammen, ihn hart kritisieren.

·    Selbst vergeben, das ist wichtig, daß der andere eben auch seine Probleme hat und wir die Hintergründe seines Verhaltens gar nicht kennen. Am besten ist es, ihm/ihr bereits selbst zu vergeben, im Stillen, noch bevor der Person, die uns verletzt hat, gemerkt hat, welchen „Bockmist“ er/sie gebaut hat und auf uns dann zukommt.

Das Vergeben im Stillen bietet sich an, wenn die Kommunikation mit der Person, die uns verletzt hat, ohnehin schwierig ist. Ansonsten danach schauen, daß wieder Ruhe in unsere aufgewühlten Seelen kommt und eine Zeit finden, sachlich über den Vorfall zu reden.

Allerdings: Kommunikation will gelernt sein. Keiner kann das so richtig. Keiner kann so richtig, zu formulieren, was seine Bedürfnisse, Erwartungen sind, was einen wirklich dann verletzt hat. 

Das Richten. Uns sollte immer wieder bewußt sein, daß uns immer wieder mal ein hartes Wort herausrutschen kann. Denn wir sind Menschen, lebendige Menschen und keine programmierten Roboter.

Und sollte es mal wieder geschehen sein, dann gehen wir damit zu Jesus und zum Vater im Himmel, bekennen unser Verhalten und bitten um Vergebung.

1 Petrus 1,17 Und da ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person einen jeden richtet nach seinem Werk, so führt euer Leben, solange ihr hier in der Fremde weilt, in Gottesfurcht;

Unser Vater im Himmel, er sieht nicht auf das, was so mancher äußerlich darstellt, sondern schaut das Herz an, was im Herzen eines jeden ist

Zunge und Herz gehören zusammen, und verweise auf die Stelle in Mt 12,34-37. Jakobus hat in seinem Brief die Zunge zum Thema:

Jak 3,5 So ist auch die Zunge ein kleines Glied und richtet große Dinge an. Siehe, ein kleines Feuer, welch einen Wald zündet's an!
6 Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt voll Ungerechtigkeit. So ist die Zunge unter unsern Gliedern: sie befleckt den ganzen Leib und zündet die ganze Welt an und ist selbst von der Hölle entzündet.

Um eine dauerhafte Veränderung zu bewirken, bitten wir den Heiligen Geist, uns zu zeigen, was sich in unserem Herzen alles befindet. Und um Hilfe bei der Erneuerung unserer Gedanken und Sinne sowie beim Einüben des neuen Lebenswandel.


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