JESUS - Sein Leben und Wirken
Matthäus 5,1-12
Die Bergpredigt gehört zu den bekanntesten Reden von Jesus. Doch haben wir diese auch richtig verstanden? Wohl kaum. Ich habe mit der Übersetzung von Luther so meine Schwierigkeiten bei den diversen Begriffen. Beispiel: „geistlich arm“. Wieso sollen wir geistlich arm sein?
Sollen wir etwa mindergeistig sein? Im PONS S. 247 lesen wir die Worte: schwach, elend, geplagt, arm; demütig, sanft. Ja, was denn nun? Zumal nach diesem Ruach, also Geist folgt. Vor allem kommt das selbe Wort nochmals an einer anderen Stelle in den Seligpreisungen.
Daher ist die beste Lösung, wer mich zur Genüge kennt, die ganze Bergpredigt nochmals selbst zu übersetzen. Und bei manchen Wörtern habe ich mehrere Übersetzungen zur Auswahl. Das fängt schon bei Vers 3 an. Wir untersuchen dies jedoch nach meiner eigenen Übersetzung.
Das hebräische Wort „aschre“ wird mit „Heil, Wohl, Selig“ übersetzt. Ich werde das Wort „Selig“ beibehalten.
1 Wie gesehen hat Jeschua die Menge, ist er hinaufgestiegen auf einen Berg. Und als er sich gesetzt
hat, sind herangetreten zum seine Jünger.
2 Und er hat geöffnet seinen Mund und hat sie gelehrt und gesagt:
3 Selig, die sanften Geistes sind, denn ihnen gehört dieses Königreich der Himmel /des Himmels.
4 Selig die Trauernden / Leidtragenden, denn sie werden getröstet werden.
5 Selig die Demütigen, denn sie werden als Erbbesitz erhalten die Erde.
6 Selig die Hungernden und die Dürstenden betreffs der Gerechtigkeit, denn sie werden genug haben.
7 Selig die Barmherzigen, denn auf ihnen wird Barmherzigkeit sein.
8 Selig die Reinen in ihrem Herzen, denn sie werden Elohim sehen.
9 Selig die Schaffend Frieden, denn sie werden Kinder Elohims genannt werden.
10 Selig diese, welche gejagt werden wegen der Gerechtigkeit, denn ihnen gehört dieses Königreich der
Himmel.
11 Selig seid ihr, weil sie verhöhnend euch und verfolgend euch und sagend über euch durch allerlei Lügen ein Wort des Bösen wegen mir.
12 Darum freut euch und jubelt, denn euer großer Lohn ist im Himmel, denn so sind die Propheten verfolgt worden, die vor euch gewesen sind.
Wie und wo fangen wir an? So, wie wir das lesen, handelt es sich offensichtlich um mehrere Gruppen, die zudem auch eine entsprechende Verheißung bekommen. Das beste ist, wir stellen sie noch einmal tabellarisch zusammen:
Vers 3 | Sanfter Geist | besitzen das Königreich der Himmel |
Vers 4 | Leidtragende, Trauernde | bekommen Trost |
Vers 5 | Demütige | besitzen die Erde |
Vers 6 | Hungernde, Dürsternde | satt, zufrieden, zur Genüge, in Fülle |
Vers 7 | Barmherzige | erleben Barmherzigkeit |
Vers 8 | Reine im Herzen | sehen Elohim, unseren Vater im Himmel |
Vers 9 | Frieden schafffend | werden Kinder Elohims genannt |
Vers 10 | Verfolgte, Gejagte | besitzen das Königreich der Himmel |
Vers 11.12 | verhöhnt, gejagt, verleumdet | großer Lohn im Himmel |
Hm. So stehen wir jetzt vor der Tafel mit der Übersicht, und sind noch immer verwirrt und ratlos angesichts der Fülle an Informationen. Da schauen wir uns am besten die Parallelstellen in der Bibel an.
3 Selig, die sanften Geistes sind, denn ihnen gehört dieses Königreich der Himmel /des Himmels.
Einen Sanften Geist. Davon schreibt auch Petrus.
1 Petr 3,4 sondern der verborgene Mensch des Herzens im unvergänglichen Schmuck des sanften und stillen Geistes: das ist köstlich vor Gott.
Nur sind manche von uns meilenweit davon entfernt.
1 Petr 3,5 Denn so haben sich vorzeiten auch die heiligen Frauen geschmückt, die ihre Hoffnung auf Gott setzten und sich ihren Männern unterordneten,
Häufig rebellieren auch wir Frauen, wollen uns nicht unterordnen, noch nicht einmal unbedingt unserem Vater im Himmel. Doch das ist der einzige Weg: Wir ordnen uns dem Willen unseres Vaters im Himmel unter, auch wenn wir diesen oft nicht verstehen.
4 Selig die Trauernden / Leidtragenden, denn sie werden getröstet werden.
Was ist Leid? Mehr dazu finden wir im Lexikon zur Bibel S. 734/735: Leid hat es in der Welt, die nach dem Urteil Gottes „gut“ war (1 Mo 1,31), nicht gegeben. Der Schritt aber, mit dem sich der Mensch von Gott trennte, brachte sein Leben unter das Gericht Gottes, unter die Macht und Drohung des Todes (1 Mo 2,17; 3,19); er geriet in Unfreiheit –ins Leid (Hebr 2,15). Und weil er als Bild Gottes in der Schöpfung stand (1 Mo 1; 2), sind durch ihn auch die übrigen Geschöpfe unter das Leid geraten (Röm 8,18-23).
Werden und Vergehen, Leben und Tod, sind nun die gottgegebene Ordnung (1 Mo 3,17-19). Sie sind ein Anzeichen dafür, daß der gesamte Kosmos dem Gericht Gottes entgegengeht.
Vom Charakter des Leides: Das Leiden trifft das ganze Menschsein: den Leib (z.B. in organischer Krankheit, in Verfolgung und Gefangenschaft), die Seele (z.B. im Leid des Herzens um den Verlust lieber Mitmenschen) und den Geist (z.B. in der Frage nach dem Sinn des Lebens und der Gerechtigkeit Gottes)
Ja, wenn es uns nicht gut geht, sei es der Leib, die Seele oder der Geist, sehnen wir uns nach jemanden, der uns wieder auferbaut, der sich um uns kümmert. Und wenn nur eines von den Dreien leiden, so leiden doch alle drei zusammen.
Jes 66,13 Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet; ja,
ihr sollt an Jerusalem getröstet werden.
Wir sollen an Jerusalem getröstet werden. Dort hat, wenn Jesus sein Königreich aufrichtet, seinen Thron . Es ist allerdings das himmlische Jerusalem gemeint, das noch kommen wird. Die Worte der Bergpredigt sind Worte der Hoffnung und der Zuversicht im Blick auf das, was noch kommen wird.
5 Selig die Demütigen, denn sie werden als Erbbesitz erhalten die Erde.
Lexikon zur Bibel S. 238/239
Das deutsche Wort „Demut“ ist ein aus „dio“, Knecht, Diener, und „muot“, Gesinnung, zusammengesetzter Begriff und bezeichnet die Gesinnung eines Dienenden oder den Mut zum Dienen. Demut meint keine passive Unterwürfigkeit, sondern aktive, mutige Handlung. Der Hochmütige hält mehr von sich, als er in Wirklichkeit ist. Demut bedeutet nicht, sich kleiner zu machen, als man ist, sondern das konsequente Bekenntnis zur eigenen Niedrigkeit, also zu der Stellung, die man vor Gott hat (für Jesus: zum angenommenen Menschsein). Die Demut ist eine Art Aufrichtigkeit, ein Stehen in der Wahrheit.
Dem, der seine Niedrigkeit nicht einsieht und anerkennt kann Gott nicht sein Alles werden: „Den Demütigen gibt er Gnade“ (1 Petrus 5,5; Jak 4,6; vgl: Hiob 22,29; Jes 57,15) und läßt es den Aufrichtigen gelingen“ (Spr 2,7; vgl. 1 Kön 9,4; 1 Chr. 29,17). Die Sünde der Gemeinde in Laodizea in Offb 3,17 ist ihr Hochmut, daß sie sich für reich hält, der aber als Selbsttäuschung entlarvt wird, weil bei Gott andere Maßstäbe gelten.
Demut bedeutet: wir bekennen unsere Stellung, die wir vor dem Vater im Himmel haben. Das ist zum einen, daß wir Menschen sind und keine Götter. Und zum anderen sind wir seine Kinder.
6 Selig die Hungernden und die Dürstenden betreffs der Gerechtigkeit, denn sie werden genug haben.
Hungernd, Dürstend nach Gerechtigkeit, Leben in Fülle. Diese 4 Begriffe erinnern mich an die Stelle im Buch Henoch
Henoch 48,1 An diesem Platze sah ich einen Born der Gerechtigkeit, welcher niemals Mangel hatte, umgeben von vielen Quellen der Weisheit. Aus diesen tranken alle Durstigen, und wurden erfüllt mit Weisheit, und hatten ihre Wohnung bei den Gerechten, den Auserwählten und den Heiligen.
Kol 2,3 in welchem verborgen liegen alle Schätze der
Weisheit und der Erkenntnis
Jesus, der unser Leben ist, sagt selbst, wofür er gekommen ist. Durch ihn haben wir alles, was wir zum Leben brauchen. Wir werden durch ihn stets gesättigt, müssen nicht darben.
Joh 10,10 Ein Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und umzubringen. Ich bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen.
7 Selig die Barmherzigen, denn auf ihnen wird Barmherzigkeit sein.
In BARMHERZIGKEIT stecken die Worte „Arm“ und „Herz“ drin. Doch es geht hier nicht um die Bedeutung des Mitleids, sondern lt. Lexikon zur Bibel S 140 um Gottes unerschöpfliche, helfende Liebe.
Jesus hat die Menschen quasi immer da abgeholt, wo sie innerlich stehen. Und er gab ihnen das, was sie in diesem Augenblick wirklich brauchten. Und nicht irgendwas, was ihnen absolut gar nicht weiterhilft, wie es so manchen meinen, die Sozialpädagogik studiert haben und zugleich über ihr Christsein das auch herauskehren.
Allerdings möchte ich anmerken, daß sicherlich nicht jeder christliche Sozialpädagoge so ist. Ein Freund von mir hat das so erlebt.
Wie Jesus Barmherzigkeit geübt hat, dazu müssen die vier Evangelien sehr aufmerksam lesen. Diese sind voll mit Heilungen von Kranken und vielen anderen Geschichten, die für uns aufgeschrieben worden sind.
Und wir wollen ihm nacheifern auf ähnliche Weise.
An dieser Stelle werden wir aufgefordert, selbst barmherzig zu sein.
Lk 6,36 Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.
8 Selig die Reinen in ihrem Herzen, denn sie werden Elohim sehen.
Reinheit im Herzen. Gemeint ist damit lt. Lexikon zur Bibel S. 966: Innere Reinheit und Unreinheit in Bezug auf den menschlichen Charakter (Hiob 33,9; Ps 51,12; Spr 20,9; Jes 64,5; Jer 13,27). Jesus geißelt die Sinnlosigkeit äußerer Waschungen bei innerer Verunreinigung durch die Sünde (Mt 15,11) und Petrus wird ausdrücklich befohlen, das nicht für unrein zu halten, „was Gott rein gemacht hat“ (Apg 10,15).
Dagegen legt Jesus Wert auf die Reinheit des Menschen von der Sünde, die sein Wesen verunreinigt (Mt 15,17-20; 23,25f), für Gott unannehmbar macht. Die Reinigung davon ist nur möglich durch die Versöhnung und Vergebung Gottes (Hes 36,25), der allein das reine Herz schenken kann (Ps 51,12; 73,1; vgl. Hiob 22,30).
Im AT hatte der Herr zur Reinigung von unbeabsichtigten Übertretungen das Opfer eingesetzt (3 Mo 4,1ff) und zugleich die Sünde unter seine göttliche Geduld gestellt (Apg 17,30; Röm 3,25f), bis seine Verheißungen im Erlösungswerk Jesu Christi Erfüllung fanden. Nun reinigt er die Herzen und Gewissen derer, die glauben (Apg 15,9; Röm 3,22.25; 1 Tim 3,9; Hebr 9,14), sodass sie zur Liebe (1 Tim 1,5; 1 Petr 1,22) und zu guten Werken (Tit 2,14; Hebr 9,14) fähig werden und den Herrn aus reinem Herzen anrufen können. (2 Tim 2,22). Dieses Gnadengeschenk Gottes schafft ihnen die Zugehörigkeit zu seiner Familie aus allen Nationen, der Gemeinde.
Darauf folgt die fortschreitende, wiederholte Reinigung des Gläubigen, die sowohl durch den Herrn geschieht (Joh 15,2), als auch in der Verantwortung des Einzelnen liegt (2 Kor 7,1; 2 Tim 2,16.21; 1 Joh 3,3). Sie geschieht durch den Kampf gegen die Sünde (Röm 12,21; 1 Joh 2,1; 5,4) und das Bekenntnis der Sünden, so daß das Blut Jesu den Gläubigen rein macht von aller Sünde und Ungerechtigkeit (1 Joh 1,7-9). Bei allem unverzichtbaren Ringen um Heiligung ist zu beachten, daß letztlich Jesus Christus für die Glaubenden ist (Joh 17,19; 1 Kor 1,30).
Eine innere Reinigung ist nicht denkbar ohne das In-Christus-Sein. So entsteht ein reiner, liebender, treuer Charakter (Phil 4,8; 1 Tim 4,12; 5,22; Jak 3,17; 4,18; 1 Petr 1,22; 3,2).
Wer dagegen nicht an Jesus glaubt, bleibt im umfassenden Sinn des Wortes unrein
Ich weiß, es ist einiges, was wir zum Thema „Reinheit“ hieraus entnehmen konnten. Jedenfalls, um ein reines Herz zu bekommen, benötigen wir Vergebung und Versöhnung. Vor allem das Leben in ihm, in Jesus. Und das Reinigen: unser Herz müssen wir regelmäßig reinigen. Denn es genügt nicht, sich einmal zu Jesus bekehrt zu haben, und danach nichts mehr für sich zu tun.
Jesus möchte, ebenso der Vater, daß wir alles zu bringen, natürlich Schritt für Schritt. Das ist Arbeit, kostet Mühe. Doch wenn die dornigen und vergifteten Pflanzen aus unserem Leben verschwunden sind, dann sind wir an den Punkt gekommen, an dem es uns erlaubt ist, unseren Vater im Himmel zu sehen.
9 Selig die Schaffend Frieden, denn sie werden Kinder Elohims genannt werden.
Frieden ausüben, Frieden schaffen. Ja, aber hierbei handelt es sich nicht um den Frieden, der von Menschen gemacht ist. Sondern es geht um den Frieden, der nur von Jesus kommt, den Jesus uns geben kann.
Bevor wir fähig sind, Frieden zu schaffen, müssen wir Frieden mit uns selbst schaffen. Doch nicht aus uns selbst können wir diesen machen. Wir brauchen dazu wirklich Jesus. Wir machen Frieden mit ihm, mit dem Vater im Himmel. Denn eigentlich sind wir bislang im Krieg, in der Rebellion gegen den Vater gewesen.
Lexikon zur Bibel S. 354/355: Der Friede, den Jesus bringt, wird in dieser Welt der Unordnung als fremdes, ja störendes Element empfunden (Joh 14,27)
Wie das Reich Gottes eine gegenwärtige und zukünftige Größe ist, so ist auch der Friede Gottes schon jetzt gegenwärtig, im Glauben und in der Gewissheit wirklich; aber offenkundig und ungestört wird er erst in der neuen Welt Gottes sein, die eine Welt des Friedens ist (Jes 35,10; 51,11; 55,12; 65,17ff; 2 Petr 3,13; Offb 7,16f; 21; 22)
Die nächsten beiden Verse gefallen uns weniger: Wer mag schon verfolgt und verspottet werden, und Lügen über Jesus hören bzw. daß Lügen über uns selbst verbreitet werden
10 Selig diese, welche gejagt werden wegen der Gerechtigkeit, denn ihnen gehört dieses Königreich der Himmel.
11 Selig seid ihr, weil sie verhöhnend euch und verfolgend euch und sagend über euch durch allerlei Lügen ein Wort des Bösen wegen mir.
Eigentlich wird Jesus in uns verhöhnt, verspottet und verfolgt. Also dürfen wir das nicht persönlich nehmen. Was immens schwierig ist, zumindest heute in unserer komplexer gewordenen Welt. Wie wir damit umgehen, das hängt von jedem einzelnen, da wir schließlich sehr unterschiedliche Persönlichkeiten sind. Ein Patentrezept gibt es leider nicht.
12 Darum freut euch und jubelt, denn euer großer Lohn ist im Himmel, denn so sind die Propheten verfolgt worden, die vor euch gewesen sind.
Unser Lohn, über den wir uns freuen dürfen, das ist unser Vater im Himmel. Schon zu Abraham hat dieser gesagt: „Ich bin dein sehr großer Lohn!“ (1 Mo 15,1)
Zum Thema Lohn könnt ihr hier weiterlesen: „Der gerechte Lohn“
Copyright: Silke Maisack
Du hast in dir den Himmel und die Erde
Hildegard von Bingen