Das Buch Enoch
Andreas Gottlieb Hoffmann
Kapitel 15-31
1 Alsdann sich wendend zu mir, sprach er und sagte: Höre und fürchte nichts, o gerechter Enoch, du
Schreiber der Gerechtigkeit! Nahe dich hierher und höre meine Stimme. Gehe, sage den Wächtern des
Himmels, welche dich gesendet haben, für sie zu bitten: Ihr sollet bitten für die Menschen und nicht
Menschen für euch.
2 Warum habt ihr verlassen den hohen und heiligen Himmel, welcher ewiglich dauert, und habt gelegen
bei Weibern, euch befleckt mit den Töchtern der Menschen, euch Weiber genommen, gehandelt wie
die Söhne der Erde, und gezeugt eine gottlose Nachkommenschaft?
3 Ihr, die ihr geistig, heilig seid und ein Leben lebt, welches ewig ist, habt euch befleckt mit Weibern,
habt gezeugt in fleischlichem Blute, habt begehrt des Blutes der Menschen und habt getan, wie
diejenigen tun, welche Fleisch und Blut sind.
4 Diese jedoch sterben und kommen um.
5 Darum habe ich ihnen gegeben Weiber, auf daß sie ihnen beiwohnten, damit Söhne möchten geboren
werden von ihnen, und daß dies möge geschehen auf Erden.
6 Aber ihr wurdet von Anfang an als Geister geschaffen und besitzt ein Leben, welches ewig ist und seid
nicht unterworfen dem Tode bis in Ewigkeit.
7 Daher machte ich nicht Weiber für euch, dieweil ihr seid geistig und eure Wohnung ist im Himmel.
8 Nun aber die Riesen, welche geboren sind von Geist und von Fleisch, werden auf Erden böse Geister
genannt werden, und auf Erden wird ihre Wohnung sein. Böse Geister werden hervorgehen aus ihrem
Fleisch, weil sie geschaffen wurden von oben; von den heiligen Wächtern war ihr Anfang und
ursprüngliche Gründung. Böse Geister werden sie sein auf Erden, und Geister der Gottlosen werden sie
genannt werden. Die Wohnung der Geister des Himmels soll sein im Himmel, aber auf Erden wird sein
die Wohnung der irdischen Geister, welche geboren werden auf Erden.
9 Die Geister der Riesen werden sein wie Wolken, welche bedrücken, verderben, fallen, streiten und
verletzen werden auf Erden.
10 Sie werden veranlassen Wehklage. Keine Speise werden sie essen, und sie werden dürsten; sie
werden verborgen sein und nicht immer sollen sich erheben die Geister gegen die Söhne der
Menschen und gegen die Weiber; denn sie kamen hervor während der Tage des Blutvergießens und
der Vernichtung.
1 Bei dem Tode der Riesen, wohin auch ihre Geister gewandert sein mögen aus ihren Körpern, laß das,
was fleischlich in ihnen ist, untergehen vor dem Gericht. So werden sie untergehen bis zum Tage der
großen Vollendung der großen Welt. Stattfinden wird eine Vollendung der Wächter und der Gottlosen.
2 Und nun zu den Wächtern, welche dich gesendet haben, für sie zu bitten, welche im Anfange im
Himmel waren
3 sprich: Im Himmel seid ihr gewesen; geheime Dinge zwar sind euch nicht offenbart worden, doch habt
ihr gewußt ein ruchloses Geheimnis.
4 Und dies habt ihr erzählt Weibern in der Härtigkeit eures Herzens, und durch dieses Geheimnis haben
Weiber und Menschen vervielfacht Übel auf Erden.
5 Sage zu ihnen: Niemals also werdet ihr Frieden erhalten.
Offenbarung von Geheimnissen (17-35)
Engel nehmen Menschengestalt an
1 Sie hoben mich in die Höhe an einen Platz, wo da war die Erscheinung eines brennenden Feuers; und
wenn es ihnen gefiel, so nahmen sie die Gestalt von Menschen an.
Licht und Donner
2 Sie führten mich auf einen hohen Ort, auf einen Berg, dessen Spitze bis zum Himmel reichte.
3 Und ich sah die Behältnisse des Lichtes und des Donners an den Enden des Platzes, wo er am tiefsten
war. Da war ein Bogen von Feuer, und Pfeile in ihrem Köcher, ein Schwert von Feuer und jede Art von
Blitz.
Flüsse
4 Alsdann hoben sie mich in die Höhe zu einem plätschernden Strome und zu einem Feuer im Westen,
welches aufnahm jeden Untergang der Sonne. Ich kam zu einem Fluß von Feuer, welcher floß wie
Wasser, und sich ausleerte in den großen See gegen Westen.
5 Ich sah alle breiten Flüsse, bis ich zu der großen Finsternis kam. Ich ging dahin, wohin alles Fleisch
wandert, und ich schaute die Berge der Dunkelheit, welche Winter macht, und die Stelle, von wo das
Wasser ausströmt in jeden Abgrund.
6 Ich sah auch die Mündungen aller Flüsse in der Welt und die Mündungen in der Tiefe.
Winde
1 Ich überblickte dann die Behältnisse aller Winde, und nahm wahr, daß sie beitrugen zur Zierde der
ganzen Schöpfung, und zur Erhaltung der Grundlage der Erde.
2 Ich betrachtete den Stein, welcher die Winkel der Erde trägt
3 Ich sah auch die 4 Winde, welche die Erde und das Firmament des Himmels stützen
4 Und ich sah die Winde wirksam an der Höhe des Himmels, welche
5 in der Mitte des Himmels und der Erde entstehen und die Pfeiler des Himmels bilden
6 Ich sah die Winde, welche den Himmel drehen, welche den Kreis der Sonne und aller Sterne
untergehen lassen, und über der Erde sah ich die Winde, welche die Wolken tragen.
Der Pfad der Engel
7 Ich sah den Pfad der Engel.
Das Firmament
8 Ich nahm wahr an dem Ende der Erde das Firmament des Himmels über ihr. Alsdann ging ich gegen
Süden zu,
9 wo sowohl bei Tage als bei Nacht 6 Berge brannten, gebildet von herrlichen Steinen, 3 gegen Osten
und drei gegen Süden
10 Diejenigen, welche gegen Osten waren, waren von einem bunten Stein; einer davon war von Perle und
ein anderer von Spiesglas. Die gegen Süden waren von einem roten Stein. Der mittlere reichte bis
zum Himmel, gleich dem Throne Gottes von Alabaster, dessen Spitze war von Saphir. Ich sah auch
ein glänzendes Feuer, welches war über allen den Bergen.
Die Sammlung von Wasser
11 Und da sah ich einen Platz auf der anderen Seite eines ausgedehnten Landes, wo Wasser
angesammelt war
Das Gefängnis der Engel
12 Ich sah auch irdische Quellen tief in den feurigen Säulen des Himmels
13 Und in den Säulen des Himmels sah ich Feuer, welche herabstiegen ohne Zahl, doch weder in die
Höhe noch in die Tiefe. Über diese Quellen nahm ich auch einen Platz wahr, welcher weder das Firmament des Himmels über sich hatte, noch den festen Grund unter sich; weder war Wasser über
ihm, noch irgendetwas zur Seite, sondern der Platz war öde
14 Und da sah ich 7 Sterne, gleich großen glänzenden Bergen und gleich Geistern mich bittend.
15 Alsdann sagte der Engel: Dieser Platz wird bis zur Vollendung von Himmel und Erde das Gefängnis
der Sterne und der Heerscharen des Himmels sein.
16 Die Sterne, welche über Feuer sich bewegen, sind diejenigen, welche überschritten den Befehl Gottes,
bevor ihre Zeit gekommen; denn sie kamen nicht in ihrer rechten Zeit. Darum wurde er erzürnt
gegen sie und band sie, bis zur Periode der Vollendung ihrer Strafe in dem verborgenen Jahre
Die sündhaften Engel
1 Alsdann sagte Uriel: Hier die Engel, welche Weibern beiwohnten, sich ihre Anführer bestimmend,
2 und zahlreich in ihrer Erscheinung, Menschen ruchlos machten und sie zu Irrtümern verleiteten, so
daß sie Teufeln wie Göttern opferten. Denn an dem großen Tage wird ein Gericht sein, in welchem sie
gerichtet werden, bis sie vernichtet sind, und auch ihre Weiber sollen gerichtet werden, welche die
Engel des Himmels verführten ohne Widerstand.
Unsere Geschichte
3 Und ich, Enoch, ich allein sah das Gleichnis des Endes aller Dinge, und kein menschliches Wesen sah es, so wie ich es sah.
1 Folgendes sind die Namen der Engel, welche wachen:
2 URIEL, einer von den heiligen Engeln, welcher gesetzt ist über Lärmen und Schrecken.
3 RAPHAEL, einer von den heiligen Engeln, welcher gesetzt über die Seelen der Menschen.
4 RAGUEL, einer von den heiligen Engeln, welcher verhängt Strafe über die Welt und die Lichter
5 MICHAEL, einer von den heiligen Engeln, welcher gesetzt über menschliche Tugend, die Völker
beherrscht
6 SARAKIEL, einer von den heiligen Engeln, welcher gesetzt über die Seelen der Kinder der Menschen,
die sündigen
7 GABRIEL, einer von den heiligen Engeln, welcher gesetzt ist über Ikisat, über das Paradies und über die Cherubs
Das Gefängnis der Engel
1 Alsdann machte ich einen Kreislauf zu einem Platze, auf welchem nichts vollendet war.
2 Und da sah ich weder das ehrfurchtsgebietende Werk eines erhabenen Himmels, noch einer
festgestellten Erde, sondern einen öden Raum, bereit gehalten und furchtbar.
3 Da auch sah ich 7 Sterne des Himmels darin zusammengebunden, gleich großen Bergen und gleich
einem glänzenden Feuer. Ich rief aus: Wegen welcher Art von Verbrechen sind sie gebunden und
warum sind sie entfernt worden an diesen Platz? Darauf antwortete Uriel, einer von den heiligen
Engeln, welcher bei mir war, und welcher mich führte: Enoch, warum fragst du, warum forschst du bei
dir und suchst ängstlich? Dies sind die von den Sternen, welche den Befehl des höchsten Gottes
übertreten haben und hier gebunden sind, bis die unendliche Anzahl der Tage ihrer Strafe vollendet
ist.
4 Von da ging ich nachher weiter zu einem anderen furchtbaren Platze,
5 wo ich sah die Tätigkeit eines großen lodernden und glänzenden Feuers, in dessen Mitte eine
Trennung stattfand. Feuersäulen bekämpften einander bis zu dem Ende des Abgrundes; und tief war
der Abhang. Doch weder sein Maß noch seine Größe war ich im Imstande zu entdecken; auch konnte
ich seinen Ursprung nicht wahrnehmen. Da rief ich aus: Wie furchtbar ist dieser Platz und wie schwer
zu erforschen!
6 Uriel, einer von den heiligen Engeln, welcher bei mir war, antwortete und fragte: Enoch, warum bist du
erschrocken und erstaunt über diesen schrecklichen Platz, bei dem Anblick dieses Platzes des
Leidens? Dies, sagte er, ist das Gefängnis der Engel und hier werden sie gehalten für immer.
Der Platz für die verstorbenen Seelen (1)
1 Von da ging ich weiter zu einem anderen Raume, wo ich sah im Westen einen großen und hohen Berg,
einen starken Felsen und vier liebliche Plätze.
2 Innerlich war er tief, geräumig und sehr glatt, so glatt, als wenn er wäre überwalzt worden; er war
sowohl tief als finster anzusehen.
3 Alsdann antwortete Raphael, einer von den heiligen Engeln, welche bei mir waren und sagte: Dies sind
die lieblichen Plätze, wo die Geister, die Seelen der Toten werden versammelt werden; für sie wurden
sie eingerichtet, und hier werden versammelt werden alle Seelen der Menschensöhne.
4 Diese Plätze, in welchen sie wohnen, sollen sie einnehmen bis zum Tage des Gerichts und bis zu ihrer
bestimmten Zeit.
Die Stimmen der Anklage
5 Ihre bestimmte Zeit wird lang sein, gerade bis zum großen Gericht. Und ich sah die Geister der
Menschensöhne, welche gestorben waren, und ihre Stimmen reichten zum Himmel, indem sie
anklagten.
6 Alsdann fragte ich Raphael, einen Engel, welcher bei mir war, und sagte: Wessen Geist ist der, dessen
Stimme zum Himmel reicht und anklagt?
7 Er antwortete und sagte: Dies ist der Geist Abels, welcher erschlagen wurde von Kain, seinem Bruder,
und er wird ihn anklagen, bis sein Same vernichtet ist von der Oberfläche der Erde,
8 bis sein Same verschwindet aus den Samen des menschlichen Geschlechts.
Der Platz für die verstorbenen Seelen (2)
9 Zu dieser Zeit, also erkundigte ich mich über ihn und das allgemeine Gericht und sagte: Warum ist
einer von dem anderen getrennt? Er antwortete: dreies ist gemacht worden zwischen die Geister der
Toten und so sind die Geister der Gerechten worden,
10 nämlich eine Kluft, Wasser und Licht darüber
11 Und auf dieselbe Weise werden auch Sünder getrennt, wenn sie sterben und in der Erde begraben
werden, hat sie das Gericht nicht ereilt bei ihren Lebzeiten
12 Hier werden ihre Seelen getrennt. Überdies ist ihr Leiden groß bis zur Zeit des großen Gerichts, der
Züchtigung und der Qual derjenigen, welche ewig verfluchen, deren Seelen gestraft und gebunden
werden bis in Ewigkeit.
13 Und so ist es gewesen vom Anfange der Welt an. So war dort vorhanden eine Trennung zwischen den
Seelen derjenigen, welche Klagen vorbringen, und derjenigen, welche lauern auf ihre Vernichtung, sie
zu morden an dem Tage der Sünder.
14 Ein Behältnis dieser Art ist gemacht worden für die Seelen der ungerechten Menschen und der
Sünder, derjenigen, welche Verbrechen vollbracht und sich zu den Gottlosen gesellt haben, denen sie
gleichen. Ihre Seelen sollen nicht vernichtet werden am Tage des Gerichts, noch sollen sie
auferstehen von diesem Platze. Alsdann pries ich Gott,
15 und sagte: Gepriesen sei mein Herr, der Herr der Herrlichkeit und der Gerechtigkeit, welcher regiert
über alles von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Ewiges Feuer
1 Von da ging ich zu einem anderen Platze, gegen Westen, bis an die Enden der Erde,
2 wo ich ein Feuer lodern und ohne Aufhören fortlaufen sah, welches seinen Lauf weder bei Tage noch
bei Nacht unterbrach, sondern immer denselben fortsetzte.
3 Ich erkundigte mich und sagte: Was ist dies, welches niemals aufhört?
4 Darauf antwortete Raguel, einer von den heiligen Engeln, welche bei mir waren,
5 und sagte: dieses lodernde Feuer, welches du gegen Westen laufen siehst, ist das aller Lichter des
Himmels
Der Thronsitz des ewigen Königs
1 Ich ging von da zu einem anderen Platze und sah einen Berg von Feuer, welches aufloderte, sowohl bei
Tage als bei Nacht. Ich ging nach ihm zu, und nahm 7 glänzende Berge wahr, welche alle voneinander
verschieden waren.
2 Ihre Steine waren glänzend und schön; alle waren glänzend und prächtig anzusehen, und schön war
ihre Oberfläche. Drei waren gegen Osten und dadurch verstärkt, daß einer auf den anderen gestellt
war, und drei waren gegen Süden, verstärkt in einer ähnlichen Weise. Da waren auch tiefe Täler,
welche einander nicht nahe kamen. Und der siebente Berg war in der Mitte derselben. In der Lage
glichen sie alle dem Sitze eines Thrones, und wohlriechende Bäume umgaben sie.
Der Baum des Lebens
3 Unter diesen war ein Baum von einem unablässigen Geruch; auch von denen, welche in Eden waren
von allen den riechenden Bäumen, war kein Geruch wie dieser. Sein Laub, seine Blüte und seine Rinde
wurden niemals welk, und seine Frucht war schön. (Baum des Lebens)
4 Seine Frucht glich der Traube der Palme. Ich rief aus: Siehe! Dieser Baum ist trefflich zum Ansehen,
angenehm in seinem Laube, und der Anblick seiner Frucht ist ergötzlich für das Auge. Darauf
antwortete Michael, einer von den heiligen und herrlichen Engeln, welche bei mir waren, und einer,
welcher ihnen vorstand,
5 und sagte: Enoch, warum erkundigst du dich über den Geruch dieses Baumes,
6 bist begierig dies zu wissen?
7 Alsdann versetzte ich, Enoch, ihm und sagte: In Begriff jedes Dinges bin ich begierig nach Belehrung,
doch vorzüglich in Betreff dieses Baumes.
8 Er antwortete mir und sagte: Dieser Berg, welchen du siehst, und dessen Haupt in seiner Ausdehnung
dem Sitze des Herrn gleicht, wird der Sitz sein, auf welchem sitzen wird der heilige und große Herr der
Herrlichkeit, der ewige König, wenn er kommen und herabsteigen wird, um die Erde mit Güte
heimzusuchen.
9 Und diesen Baum von einem angenehmen Geruch, nicht von einem fleischlichen, wird man nicht
anrühren können bis zur Zeit des großen Gerichts. Wenn alle bestraft und für immer vernichtet sein
werden, soll dieser für die Gerechten und Demütigen bestimmt sein. Die Frucht von diesem soll den
Auserwählten gegeben werden. Denn gegen Norden soll Leben gepflanzt werden an der heiligen Stelle,
gegen die Wohnung des ewigen Königs.
10 Alsdann werden sie sich sehr freuen und frohlocken in dem Heiligen. Der angenehme Geruch wird in
ihr Gebein dringen, und sie werden leben ein langes Leben auf der Erde, wie deine Vorfahren gelebt
haben, und nicht wird in ihren Tagen Kummer, Elend, Unruhe und Strafe sie quälen.
11 Und ich pries den Herrn der Herrlichkeit, den ewigen König, weil er bereitet hat für die Heiligen, ihn
gemacht und verkündigt, daß er ihnen geben werde.
Das Land in der Mitte
1 Von da ging ich zu der Mitte der Erde und sah ein glückliches und fruchtbares Land, welches Zweige
enthielt, immerwährend sprossend aus den Bäumen (Hes 47?),welche darauf gepflanzt waren. Da sah ich
einen heiligen Berg und unter ihnen Wasser auf der östlichen Seite, welches gegen Süden floß. Ich sah
auch auf der Ostseite einen anderen Berg, eben so hoch wie diesen, und zwischen ihnen waren tiefe,
aber nicht weite, Täler.
2 Wasser floß gegen den Berg westlich von diesem, und unten da war wieder ein anderer Berg.
3 Da war ein Tal, doch kein weites, unter ihm, und in der Mitte von ihnen waren andere tiefe und
trockene Täler gegen das Ende der drei. Alle diese Täler, welche tief, aber nicht weit waren, bestanden
aus einem festen Felsen mit einem Baume, welcher in sie gepflanzt war. Und ich wunderte mich über
den Felsen und über die Täler und war äußerst erstaunt.
Das Tal der Verwünschten
1 Alsdann sagte ich: Was deuten an dieses gesegnete Land, alle diese hohen Bäume und das
verwünschte Land zwischen ihnen?
2 Darauf versetzte Uriel, einer von den heiligen Engeln, welche bei mir waren: Dieses ist das
verwünschte Tal der Verwünschten bis in die Ewigkeit. Hier sollen versammelt werden alle, welche
ausstoßen mit ihrem Munde ungeziemende Reden gegen Gott, und widrige Dinge sprechen von seiner
Herrlichkeit. Hier werden sie versammelt werden. Hier wird ihr Land sein.
3 In den letzten Tagen soll ein Beispiel von Gericht gehalten werden über sie in Gerechtigkeit vor den
Heiligen, wo diejenigen, welche Gnade erhalten haben, bis in Ewigkeit, alle ihre Tage, preisen werden
Gott, den ewigen König.
4 Und zu dieser Zeit des Gerichts sollen sie ihn preisen für seine Gnade, weil er sie ihnen erteilt hat.
Alsdann pries ich Gott, wendete mich zu ihm und gedachte, wie es sich geziemte, seiner Größe.
1 Von da ging ich gegen Osten zu der Mitte des Berges in der Wüste, wovon ich nur die ebene Oberfläche
wahrnahm.
2 Sie war voll von Bäumen des erwähnten Samens, und Wasser lief daran herab.
3 Da zeigte sich ein Wasserfall, wie zusammengesetzt aus mehreren Wasserfällen, sowohl gegen Westen
als gegen Osten. Auf einer Seite waren Bäume, auf der anderen Wasser und Tau.
1 Alsdann ging ich zu einem anderen Platze aus der Wüste, gegen Osten des Berges, welchem ich mich
genaht hatte.
2 Da sah ich Bäume des Gerichts, besonders die Träufler des angenehmen des Geruchs von Weihrauch
und Myrrhe. (Harze für Räucheropfer)
3 Und darüber, höher als sie, war die Erhöhung des östlichen Berges in nicht großer Entfernung.
1 Ich sah einen anderen Platz mit Tälern von Wasser, welches niemals abnahm
2 Ich nahm einen schönen Baum wahr, welcher im Geruch ähnlich war dem Mastix.
3 Und zu den Seiten dieser Täler nahm ich Zimt von einem angenehmen Geruch wahr. Über sie ging ich
weiter gegen Osten
1 Alsdann sah ich einen anderen Berg, Bäume enthaltend, woraus Wasser floß gleich Nektar. Sein Name
war Sarira und Kalboneba. Und auf diesem Berge sah ich einen anderen Berg, auf welchem Aloe-
Bäume waren.
2 Diese Bäume waren voll, gleich Mandelbäumen und stark, und wenn sie Frucht hervorbrachten, so
übertraf sie allen Wohlgeruch.
1 Nach diesen Dingen betrachtete ich die Eingänge des Nordens über den Bergen, und nahm sieben
Berge wahr, angefüllt mit reiner Spieke, wohlriechenden Bäumen, Zimt und Papyrus.
2 Von da ging ich weiter über die Spitzen dieser Berge, eine Strecke östlich, und ging über das
erythräische Meer. Und als ich weit über dasselbe hinausgekommen war, ging ich weiter fort über den
Engel Zateel, und kam zu dem Garten der Gerechtigkeit. In diesem Garten sah ich unter anderen
Bäumen einige, welche zahlreich und groß waren, und welche da blühten.
3 Ihr Geruch gut und kräftig und ihr Aussehen verschieden und schön. Der Baum der Erkenntnis war
auch da, durch welchen Jeder, der davon ißt, mit großer Weisheit begabt wird. (1 Mose 3)
4 Er war ähnlich einer Tamarinde, und trug Frucht, welche äußerst feinen Trauben glich, und sein
Wohlgeruch erstreckte sich bis zu einer beträchtlichen Entfernung. Ich rief aus: Wie schön ist dieser
Baum, und wie ergötzlich ist sein Anblick!
5 Darauf antwortete der heilige Raphael, ein Engel, welcher bei mir war, und sagte: Dies ist der Baum der
Erkenntnis, von welchem aßen dein alter Vater und deine verwitwete Mutter, welche vor dir waren,
und welche Erkenntnis empfingen, indem ihre Augen geöffnet wurden, und sie sahen, daß sie nackt
waren, aber aus dem Garten vertrieben wurden.
Copyright: Silke Maisack
Du hast in dir den Himmel und die Erde
Hildegard von Bingen